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Ennlin

Zusammenfassung Teil zwei „Die Zeitkapsel“.

Seit dem Unglücksfall im Institut und der unfreiwilligen Zeitreise ins 14. Jahrhundert sind einige Jahre vergangen. Nach finanziellen Problemen und gestrichenen Forschungsgeldern wurde das Projekt Zeitreise auf Eis gelegt. Professor Meurer arbeitet inzwischen an einem wissenschaftlichen Forschungsauftrag in Italien. Seine Frau und Marlein, die inzwischen von den Meurers adoptiert wurde, wohnen ebenfalls in Italien. Als man sich auf gemeinsame Ferien mit der gesamten Familie freut, erreicht die Meurers eine schlimme Nachricht. Ennlin ist zusammengebrochen und wurde in die Uni Klinik nach Köln gebracht. Sofort setzten sich der Professor, seine Frau und Marlein in den Flieger, um Ennlin beizustehen. In Köln angekommen, erfährt die Familie dann die furchtbare Wahrheit. Ennlin ist an Leukämie erkrankt. Die besten Aussichten auf Heilung, bietet eine Stammzellenspende durch die Geschwister. Die befinden sich aber im 14. Jahrhundert…

Leseprobe Fortsetzung „die Zeitkapsel“

„Ich bin wieder zu Hause!“, rief Marlein und lies ihre Schultasche fallen. Endlich Ferien. Fast drei Monate ausruhen. Sonne, Strand und Meer. Obwohl das Mädchen gerne zur Schule ging, freute sie sich auf die Ferien. Seit dem Vater einen Forschungsauftrag in der Nähe von Mailand angenommen hatte, wohnte die Familie in Italien. „Mutter!“, rief sie erneut, und wunderte sich darüber, dass sie keine Antwort erhielt. Marlein lief die Treppe hinauf, aber auch oben war niemand. Komisch, wie konnte Mutter vergessen, dass heute die Schule bereits nach ein paar Stunden wieder zu Ende war. Na ja, vielleicht war sie zum Einkaufen gefahren. Sicherlich würde sie bald zurück sein. Marlein warf sich auf ihr Bett. Morgen würden Kathy, Lissy und Toby kommen. Die beiden Mädchen studierten in Deutschland. Kathy in Köln und Lissy in Nürnberg. Tobi konnte gerade eine Ausbildung zum Systemelektroniker abschließen und wohnte mit seiner Schwester Kathy in ihrem Elternhaus in der Nähe von Köln. Auch Sven, Ennlin und die kleine Isolde hatten sich fest vorgenommen den Urlaub zusammen mit den Meurers zu verbringen. Ennlin fühlte sich zu Marlein hingezogen und war gerne in der Nähe des Kindes. Wahrscheinlich lag das daran, dass beide aus der gleichen Zeitepoche stammten. Auch wenn sie Sven über alles liebte, fehlten ihr manchmal Mutter und Geschwister. Auch Marlein vermisste schmerzlich ihren Bruder und die kleine Schwester, die genau wie die Eltern und die anderen fünf Geschwister, schon ewige Zeiten tot waren. Natürlich liebte sie Professor Meurer und seine Frau wie die eigenen Eltern. Aber vergessen konnte sie ihre richtigen Eltern und die Geschwister nie. Sie würden immer einen Platz in ihrem Herzen haben. Marlein seufzte. Leider war der Weg in die Vergangenheit verbaut, denn das wäre die einzige Möglichkeit gewesen, Mutter und Geschwister wiederzusehen.

Seit dem Institut in Köln die Geldmittel ausgegangen waren, ruhte das Projekt Zeitmaschine. Damals nach der Zeitreise hatten nähere Untersuchungen an den Stromwandlern ergeben, dass der Defekt an den Wandlern nicht zufällig entstanden war. Durch die Beanspruchung während der Zeitreise war es zu einer Überbelastung gekommen, die Einfluss auf den Zeitsprung nahm. Es gab somit ein großes Problem bei der genauen Berechnung des Zeitpunktes, an dem die Zeitreise enden sollte. Es bestand die Gefahr, Jahrzehnte vom gewünschten Datum anzukommen. Da Niemand den genauen Zeitpunkt der Ankunft dem Zufall überlassen wollte, sollten vor einer weiteren Zeitreise die Probleme erst einmal behoben werden. Dann waren trotz der Erfolge die Forschungszuschüsse gestrichen worden. Als weitere Geldgeber ihre Zahlungen gekürzt, bzw. komplett einstellten, war das Projekt Zeitreise kurzerhand auf Eis gelegt worden. Ein Wiedersehen mit den Liebsten war also in weite Ferne gerückt.

Aber jetzt sollte es erst einmal in den Urlaub gehen. Meurers hatten in der Nähe von San Mauro Mare ein Ferienhaus gemietet, in dem alle Platz haben würden. Am Wochenende sollte es losgehen. Obwohl Marlein und die Eltern nicht weit vom Meer entfernt wohnten, war sie erst einmal am Strand gewesen. Das sollte sich in den nächsten Tagen ändern. Wenn alle da waren, würde man sich gemeinsam auf den Weg zum Ferienhaus machen. Bis dorthin war keine große Entfernung zu überbrücken, sodass sie bereits am gleichen Tag ankommen würden. Dann konnte der Urlaub beginnen. Marlein schreckte hoch. Sie war eingeschlafen. Ein Geräusch musste sie aufgeweckt haben. Während sie noch überlegte, von was sie denn nun wach geworden war, hörte sie Stimmen von unten.

Die Eltern waren nach Hause gekommen. Was machte Vater um diese Uhrzeit denn Zuhause? In der Regel kam er doch erst in den Abendstunden von der Arbeit. „Hallo ich bin hier oben!“, rief Marlein. „Wieso bist du denn schon Zuhause Paps? Und wieso kommt ihr gemeinsam nach Hause, Mutter?“ „Hallo mein Schatz“, sagte Frau Meurer. „Es ist etwas geschehen. Aus dem Grund habe ich auch mit Vater telefoniert und ihn dann von der Arbeit abgeholt. - Sven hat angerufen. Ennlin ist krank geworden. Ich fürchte, wir müssen den Urlaub verschieben. Es kann sogar sein, dass wir den Urlaub ganz absagen müssen.“ „Um Himmels willen, was fehlt ihr denn?“, wollte Marlein wissen. „Das wissen wir noch nicht“, antwortete Frau Meurer. „Als sie Isolde im Kindergarten abholen wollte, ist sie zusammengebrochen. Nun liegt sie im Krankenhaus und Sven weiß weder ein noch aus.“ „Vielleicht ist es ja nicht ganz so schlimm“, meinte Marlein. „Leider doch, Kind. Mit ihrem Blut ist irgendetwas nicht in Ordnung. Ich habe schon Flüge gebucht. Wir packen nur schnell ein paar Sachen zusammen und fliegen heute Nachmittag nach Deutschland. Sven und deine Geschwister wissen Bescheid. Lissy kommt uns vom Flughafen abholen.“ „Es tut uns leid, dass wir dir den Urlaub vermasseln. Aber……“ „Unsinn Paps, ich hätte keine ruhige Minute im Urlaub gehabt. Ich mache mir solche Sorgen um Ennlin. Wären wir doch schon in Köln.“

Drei Stunden später saßen Marlein und ihre Eltern im Flieger nach Köln. Kurz vor dem Abflug hatte Frau Meurer noch mit Sven telefoniert. Er war jetzt wieder in der Klinik und Kathy passte auf Isolde auf. Ennlins Zustand war unverändert. Die Ärzte hatten zwar Befürchtungen geäußert, wollten sich aber erst nach Abschluss aller Untersuchungen endgültig festlegen.

Kurze Zeit später konnte die Familie ihr Gepäck abholen und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Gleich darauf sah Marlein ihre Stiefschwester Lissy die vor den Terminals stand. Aber auch Lissy hatte ihre Eltern und Marlein bereits gesehen und lief auf sie zu. „Mutter, ist es nicht furchtbar? Die arme Ennlin. Hoffentlich wird sie wieder gesund. Ihr solltet Sven sehen. Er ist fix und fertig. Oh entschuldigt. Wie war der Flug?“ „Kind beruhige dich“, sagte ihr Vater. – Ja, wir hatten einen guten Flug. Last uns jetzt gehen. Wo hast du das Auto geparkt? Wenn es dir nichts ausmacht, möchten wir so schnell wie möglich in die Klinik.“

Wenig später fuhr Lissy das Auto vom Flughafengelände in Richtung Autobahn. Der Flughafen lag zwar noch im Stadtgebiet von Köln, bis zur Innenstadt und zum Krankenhaus, fuhr man aber noch gut eine halbe Stunde. Als die Familie das Klinikgelände endlich erreichte, musste erst ein Parkplatz gefunden werden. Schließlich fuhr Lissy in die Tiefgarage, um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln. „Wir müssen zur 16. Etage“, sagte Lissy. „Da vorne sind die Aufzüge. Kommt, Sven wartet bestimmt schon.“ Als der Aufzug stoppte, sprang Marlein auf den Gang und schaute sich um. „Das ist ja riesengroß hier. Wo müssen wir denn hin?“ „Station b, hier den Gang entlang“, antwortete Lissy. Als die Familie das Zimmer erreichte, in dem Ennlin lag, öffnete sich gerade die Türe und Sven kam heraus. „Da seid ihr ja. Ich musste das Zimmer verlassen. Die Ärzte sind bei Ennlin. Der Arzt wollte gleich mit mir sprechen. Kannst du bei dem Gespräch dabei sein Onkel? Ich glaube, sie wissen inzwischen, was Ennlin fehlt.“ „Natürlich mein Junge“, sagte Professor Meurer. „Waren deine Eltern schon hier?“, wollte der Professor wissen. „Nein noch nicht. Aber sie können ja auch nichts machen“, antwortete Sven. „Natürlich nicht“, meinte der Professor. „Ich dachte auch mehr an deinen seelischen Beistand.“ War Ennlin denn zwischendurch ansprechbar?“ „Ja, aber sie ist sehr schwach. Ich hoffe die Ärzte können Ennlin helfen.“ „Das werden sie schon, Sven. Das werden sie schon.“ Einige Minuten vergingen. Niemand sprach ein Wort, dann sagte Sven: „Tante Eva, würdest du bitte mit Lissy und Marlein bei Ennlin bleiben, während wir mit dem Arzt sprechen?“ „Natürlich Sven, das ist doch selbstverständlich. Klärt alles in Ruhe. Wir sind ja hier.“ Als die beiden Ärzte das Krankenzimmer verließen, begleiteten Sven und Professor Meurer die Mediziner in das Besprechungszimmer der Station.

„Ich glaube, wir haben keine guten Nachrichten für sie“, eröffnete der Oberarzt das Gespräch. Es tut mir sehr leid, aber ihre Frau ist an einer myeloischen Leukämie erkrankt. Das ist eine sehr schwere Form der Leukämie. Um es einmal ein wenig laienhaft auszudrücken. Es ist so, dass entartete Zellen sich unkontrolliert teilen und somit die gesunde Blutbildung im Knochenmark unterbindet. Letztendlich treten die Leukämiezellen in so großer Zahl ins Blut, dass sie alle Körperorgane erreichen und sich dort ansiedeln. Unbehandelt führt die Krankheit innerhalb kürzester Zeit zum tot.“ „Was heißt unbehandelt? Sie können also meiner Frau helfen“, schluchzte Sven. „Es gibt also eine Behandlungsmöglichkeit.“ „Ja natürlich gibt es Therapiemöglichkeiten“, antwortete der Arzt. Als Erstes sollten wir unverzüglich mit einer Chemotherapie und entsprechenden Bestrahlungen beginnen. Ziel ist es alle Leukämiezellen abzutöten. Während der Behandlung werden wir regelmäßig Kontrolluntersuchungen durchführen. Sollten wir unser Ziel erreicht haben, werden wir auch aufgrund der Tatsache, dass ihre Frau noch so jung ist, eine Stammzelltransplantation durchführen. Dazu benötigen wir einen passenden Spender. Einfach wird das allerdings nicht, dass sage ich ihnen sofort. Der Spender muss die gleichen HLA-Gewebemerkmale wie ihre Frau haben. Rechtzeitig einen Spender zu finden, ist der Regel ein Glücksfall. Es besteht jedoch eine Chance, wenn ihre Frau Geschwister hat. Bei Geschwistern gibt es schon einmal öfters Übereinstimmungen. Ihre Frau hat sich aber so eigenartig ausgedrückt, als ich sie nach ihren Geschwistern gefragt habe. Vielleicht lag das aber auch an ihrem Zustand. Hat sie denn Geschwister?“ „Ja, allerdings genau das ist ein Problem. Sie hat zwar Geschwister. Aber wie soll ich es ausdrücken. Sie sind im Moment - äh - nicht zu erreichen. Oder besser gesagt, wir wissen nicht einmal, wo sie sich befinden.“ „Das ist schlecht“, sagte der Arzt. „Die Chancen einen geeigneten Spender zu finden, sind grundsätzlich gering. Immerhin besteht aber die Hoffnung, bei Geschwistern, die passenden HLA-Merkmale zu finden. Bei rund einem Drittel der Patienten werden wir in der Familie die entsprechenden Gewebemerkmale vorfinden. Bei allen anderen wird es noch schwieriger, denn die HLA-Merkmale müssen leider zu 100% übereinstimmen. Leider läuft uns auch noch die Zeit davon. Ihre Frau benötigt schnell einen Spender. Also bitte, wenn sie eine Möglichkeit sehen, Bruder oder Schwester zu finden, dann beeilen sie sich bitte.


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